Der Fall:
Ein Geselle in einem Handwerksbetrieb verdient ein gutes Gehalt und leistet eine gute Arbeit. Sowohl der Arbeitgeber als auch der Geselle selbst sind zufrieden mit dem Arbeitsverhältnis. Als der Auszubildende zur Übernahme ansteht und der Geselle erfährt, dass er "nur" 3€ die Stunde weniger verdienen soll wie er selbst wird er sehr unzufrieden.
Er findet das Ungerecht und ist nun nicht mehr zufrieden mit seinem Gehalt. Streit entsteht, der Geselle meldet sich auf unbestimmte Zeit krank.
Der Geselle hatte ein ordentliches Gehalt. Die Entscheidung des Betriebes den Auszubildenden mit einem überdurchschnittlichen Gehalt zu übernehmen kann durchaus nachvollzogen werden, da junge Handwerker schwer zu finden sind.
Was ist also passiert?
Die Ursache:
Dieses Phänomen lässt sich mit der Equity Theory von Stacey Adams (1960) erklären.
Vereinfacht gesagt vergleichen Menschen Beziehungen nach dem Verhältnis von dem was sie einbringen und dem was dabei für sie herauskommt. Das ist nicht verwerflich auf die eine oder andere Art tun wir das alle.
Hier hat der Geselle seinen ersten Lohn nach der Ausbildung mit dem des heutigen Auszubildenden verglichen. Auschlaggebend dabei ist auch die Entfernung zu seinem jetzigen Gehalt. Hätte sein damaliges Gehalt damals auch 3€ unter seinem heutigen Lohn gelegen wäre kein Gefühl für Ungerechtigkeit entstanden. So aber empfand er, dass der Lohnabstand zu seinem Lohn zu gering sei.
Das Verhalten ist irrational aber eben deshalb auch so "gefährlich", da mit logischen Argumenten nicht dagegen angekommen werden kann.
Entsteht bei dem Vergleich ein Gefühl von Ungerechtigkeit wird die Person versuchen wieder "Gerechtigkeit" herzustellen, die Vergleichssituation zu ändern oder zu verlassen.
Gerechtigkeit aus Sicht des Gesellen kann hergestellt werden, indem die Arbeitsleistung reduziert wird oder durch "blau machen" beispielsweise. Solche Konflikte sind unbedingt zu behandeln ansonsten kann sich das schädliche Verhalten fortsetzten und zu Mobbing, Diebstahl bis hin zur Sabotage oder der Kündigung kommen.
Was getan werden kann:
Damit eine solche Situation nicht entsteht oder wieder abgemildert werden kann gibt es verschiedene Möglichkeiten, je nach Stärke des Effekts empfiehlt es sich mehrere einzusetzen.
Die Vergleichssituation ändern:
Dem Gesellen kann deutlich gemacht werden, dass die Zeit seines ersten Gesellenjahres nicht mit der aktuellen Zeit verglichen werden kann. In vielen Branchen herrscht ein Arbeitnehmermarkt. Der Mitarbeiter hat die Wahl wo er arbeiten möchte und das Gehalt ist ein entscheidender Faktor. Auch der Geselle möchte ja nicht immer allein auf der Baustelle stehen.
Durch ein Verständnis dafür, dass die Situationen nicht vergleichbar sind kann der Effekt abgeschwächt werden.
Den Abstand erhöhen:
Wo Worte allein nicht genügen muss auch an den Zahlen gearbeitet werden. Lässt man den Auszubildenden nach der Übernahme mit 4€ Abstand zum Gesellen starten und erhöht dieses Gehalt zweimal, jeweils um 0,50€ alle 6 Monate würde die Ungerechtigkeit weniger stark empfunden werden. Heutige Zahlen wirken stärker als zukünftige.
Wäre das für den Auszubildenden einen Grund die Übernahme abzulehnen? Sehr wahrscheinlich nein. Ein langfristiges Verhältnis wiegt hier mehr als 0,50€ für 6 Monate. Allerdings soll dieses Vorgehen offen und ehrlich kommuniziert werden.
Eine weitere Möglichkeit ist dem Gesellen durch bestimmte Zulagen zu zeigen, dass er nicht vergessen wird. Dadurch erhöht sich wieder der Abstand zum Vergleichspartner. Hier empfehlen sich steuerfreie Benefits oder Zulagen, die mit "geringen" Kosten direkt im Netto des Mitarbeiters wirken. So kann für 100€ im Monat ein Schaden von 5-6 Monatsgehältern abgewendet werden.
Fazit:
Ich habe euch 14 Tipps für zufriedenere Mitarbeiter zusammengestellt. Die Datei könnt ihr euch kostenlos runterladen, klickt dazu einfach auf den Button und tragt euch ein.
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